Jeans als Clubwear?
Jeans ist im Alltag ein sehr gern genommenes Textil. Bequem, praktisch gut kombinierbar und nur in seltenen Fällen mit aufregenden Designs. Ja, die Jeans ist eher ein langweiliges Kleidungsstück. Kein Wunder also, dass sie in Clubs nichts verloren hat, wo ein Dresscode erwartet wird, der eben nicht langweilig und alltäglich ist.
Wir haben es uns zum Ziel gesetzt diesen Dresscode geschickt zu unterwandern und aufzubrechen. Wir mögen es Regeln zu beugen, wenn es darum geht, die Welt ein wenig bunter und individueller zu gestalten.
Aber warum tun wir das, was wir tun? Und warum bezeichnen wir unsere Dedigns als avantgarde? Laut Wikipedia bedeutet Avantgarde eine Vorreiterrolle einzunehmen. Dieser Absatz hier beschreibt eigentlich ganz gut, was wir tun und warum:
"Unter Avantgardisten versteht man Personen, die neue, wegweisende Entwicklungen anstoßen. Im Gegensatz zum Trendsetter, der nur kurzfristige neue Moden anstößt, sind die Veränderungen, die von der Avantgarde ausgehen, von grundsätzlicher und längerfristiger Wirkung.
Avantgarde kann allgemein verstanden werden als eine kreative und innovative Bewegung, die selten den vorherrschenden gesellschaftlichen und ökonomischen Machteliten angehört. Außerhalb seines militärischen Ursprungs taucht der Begriff der Avantgarde in verschiedenen Zusammenhängen auf, bezieht sich meist jedoch entweder auf eine politische, kulturelle oder künstlerische Bewegung, die ausgetretene Pfade verlässt."
Überall nur schwarz
Auf unseren Reisen durch die Clubs dieser Nation, bei freizügigen und hedonistischen Parties und auf Messen, die ein breites Angebot für die experimentierfreudige Partyszene bereithalten, ist uns eines besonders ins Auge gefallen: Schwarz.
Wo das Auge hinblickt, überall wird Bekleidung angeboten, die schwarz ist. Ab und zu gibt es den einen oder anderen Farbtupfer. Aber das Gros ist dunkel und irgendwie immer gleich. Gut sieht es aus, ein gutes Gefühl gibt es auch dazu. Aber da ist noch mehr, viel mehr!
Nun ist es für mich als Autorin dieses Textes etwas verwunderlich, dass Menschen, die das Besondere mögen, leben und feiern, beständig schwarzer Bekleidung zusprechen. Denn im Club ist es dunkel und eventuell möchte man ja optisch nicht mit der Wandverkleidung verschmelzen und nahezu unsichtbar sein. Gleichzeitig beklagen viele, dass es immer nur das Gleiche zu kaufen gibt.
Jeans war früher schon einmal Bestandteil einer Revolution einer jungen Generation, die nicht mehr das wollte, was gesellschaftlich vorgegeben wurde.
Und da wir, der Stephan und ich, schon immer gerne unseren eigenen Weg gegangen sind, war es für uns ganz klar, was zu tun ist!
Ein wenig mehr Farbe in den Club bringen und Jeans von der No-go-Liste zum Teil zu verbannen, scheint uns ein ehrenwertes Ziel zu sein.
Upcycling ist unser Wunsch
Dieser Wunsch trifft auf eine zweite Marotte, die unser verrücktes Vorhaben erklärt:
Wir beide sind Menschen, die weder gerne neue Trends shoppen, noch schnell entsorgen, wenn es nicht mehr passt. Wo andere glücklich darüber sind sich sündhaft teures, neues Markenzeug zu kaufen sind wir extrem beglückt, wenn wir Dingen ein zweites Zuhause schenken oder reparieren, was reparabel ist.
Das fängt beim Essen an. Resteessen ist unsere Spezialität und mit Sauce Hollandaise kriegt man meines Erachtens alles wieder in kulinarisch akzeptablen Zustand. Kein Sperrmüllhaufen ist vor unseren abcheckenden Blicken sicher.
Zum Glück haben wir nicht genug Platz, um alle unsere Entdeckungen einzupacken. Flohmärkte sind unser Revier, denn hier findet man Dinge, die eine zweite Chance verdient haben und zu schade sind zum Wegwerfen.
Pro Jeans werden rund 7.000 Liter Wasser bei der Herstellung verwendet. Dieser massive Einsatz von Ressourcen scheint aber kein Grund zu sein, etwas Wertvolles geschaffen zu haben. Genauso schnell wie die Jeans besorgt ist, genauso schnell wird sie auch wieder entsorgt. Und unser ökologisches Herz schreit laut auf. Daher sind Secondhand-Jeans das Material unserer Wahl!
Wir verformen das Alltägliche so sehr, dass es nicht nur etwas Neues wird, was im Club auffällt, sondern auch auf der Straße getragen werden kann. Wenn man mutig genug ist. Und vielleicht ist es ja ansteckend, Avantgarde zu sein.
0 Bemerkungen